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Anthéra - Die weiße Welt

Als Märchen zum Lesen oder Anhören:
"Die Tollgunder hatten schon ein je her Angst vor Zauberei. Man wollte nichts mit den Hexen und Schwarzsehern zu tun haben und jagte sie aus der Stadt. Doch die Hilfe der Fjelva nahmen viele in Anspruch. Vielleicht lag es daran, dass die Fjelva nie in die Stadt kamen.
Vielleicht lag es eher daran, dass die Magie als sauber galt – und ein jeder Geschichten kannte wie: „Meinem Bruder haben sie das Leben gerettet. Ich schwöre, seine Pfeilwunde hatte sich so entzündet, das Fieber hätte ihn sonst hingerafft!“
Besonders schwer krank war die kleine Lischa, die Enkelin der Tuchhändlerin. Sie hatte eine seltene Krankheit – manche sagen, ein Fluch habe die Familie getroffen: Ihr Rücken war immer offen, so dass sie Ihrer Großmutter nicht im Geschäft helfen konnte. Während andere Kinder spielten oder schuften mussten, lag sie nur auf dem Bauch. Und weinte fürchterlich den ganzen Tag.
Doch als Lischa im Sterben lag, überwand sich die alte Tuchhändlerin und suchte die Fjelva auf. Auch die Macht der Fjelva schien begrenzt, denn sie konnten den Fluch der kleinen Lischa nicht brechen – ihr wohl aber Linderung verschaffen.
So wanderte die Großmutter mit der kleinen Lischa jeden Morgen in den Wald. Die jüngste der Knochen Feen - Sanfteslied - begrüßte sie immer freundlich und jeden Morgen wusch und reinigte sie die offenen Wunden von Lischa. Auf dem Hinweg ging das kleine Mädchen noch krumm und stolperte mehr des Weges. Auf dem Rückweg rannte sie wie der Wind durch den Wald. „Nicht so schnell, Lischa! Die Schwarztrolle werden dich noch holen, wenn du so laut bist!“
Doch damals gab es keine Phalwargs im Wald der Tränen.
Als vor fast 200 Jahren die Fjelva verschwanden, verstarb Lischa bald. Sie und Ihre Großmutter waren die letzten, die die Fjelva gesehen haben.
Der verrückte Kesselficker behauptete zwar, sie seien immer noch da – nur versteckten sie sich. Aber kein Waldläufer oder Jäger kann das bestätigen.
Weisse Nebel in den Zweigen wie ein Hauch so hell und zart
Reines Leben, jeden Wesens – alles folgt dem alten Pfad
Friedlich liebend miteinander ist die Zeit in dieser Welt
Niemand wird dem anderen schaden – solang das Licht das Licht erhellt
Die Dunkelheit kam langsam schleichend.
Die Menschen wollten göttlich sein
Doch mit dem Gottsein kam ein Schatten
und auch er war nur ein Keim.
Keim des Dunklen – Keim des Bösen
Verschlang die Liebe – Fraß das Licht
Anthera schwand mit jedem Schatten – Können wir zurück? Ich weiß es nicht.
Die Nebel des Vergessens:
All das ist nun schon lange her.
Die Fjelva gehören in die Zeit, in der alles noch hell und weiß war. Die Zeit, bevor sich Land und Menschen von den Nebeln bedroht fühlten. Die Menschen lebten in Frieden und Liebe mit der Natur.
Die Fjelva, waren die guten Wesen des Waldes. Die Wesen der weißen Welt.
Die Nebel verdichteten sich mehr und mehr. Sie belegten die Herzen und die Gedanken der Fjelva, so wie auch die der Menschen. Immer mehr Menschen begannen zu vergessen.
Erst ihre eigene Geschichte. Ihre eigene Vergangenheit. Dann ihre Verbindung zur weißen Welt.
Und zuletzt vergaßen sie sogar die Liebe.
So sehr die Fjelva es auch wollten. Sie konnten sich selbst und die Menschen nicht vor dem Nebel und der dahinter drohenden Dunkelheit schützen.
Es gab für sie nur einen Weg. Sie mussten das Tor schließen und mit ihm die Verbindung der Menschen zur weißen Welt zerstören.
So geschah es. Als der Nebel eine Dichte angenommen hatte, durch die man kaum blicken konnte, schloss sich das Tor.
Die Fjelva verschanden dahinter. Mit ihnen die Talbe und das Licht der Wälder.
Heute zeugt nur noch ein weißer, kleiner Ort im Wald von den damaligen Geschehnissen.
Die Wälder werden immer bedrohlicher und dunkler. Doch es gehen Geschichten umher. Geschichten von feengleichen Gestalten, die wortlos durch die Wälder wandeln. Jedes Jahr um diese Zeit werden sie vermehrt gesehen.
In den vergangenJahren wurden Gesänge und seltsame Tänze in den Wäldern beobachtet.
Es gibt noch einen anderen Teil der alten Geschichte. Ein Gerücht, welches besagt, dass nicht alle Fjelva fort sind. Dass einige von ihnen geblieben sind, um uns Menschen nicht völlig uns selbst und der Dunkelheit zu überlassen.
Einige haben sich geopfert. Sie opferten ihre Verbindung zur weißen Welt, um in der Menschenwelt zu bleiben und das Tor zu öffnen, wenn es soweit ist."

 


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